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Waschtag - Mitte des 20sten Jahrhunderts

So ein Waschtag in den 50-er Jahren des vorigen Jahrhunderts war das Hausfrauenereignis schlechthin. Da konnte sie zeigen, was an Planung, Organisation und genauem Zeitplan in ihr steckte. Alle 4 Wochen, ein paar Tage rauf oder runter, fand dieses Familienereignis statt. Nun konnte man da nicht irgendeinen Tag nehmen, der einem gerade in den Sinn gekommen ist. Wir lebten damals in einem Fünffamilienhaus und jede Familie brauchte ihren Waschtag. Zu Beginn eines neuen Jahres wurde der Jahreskalender an die Waschküche gehängt, und 5 Hausfrauen standen olympiamäßig in den Startlöchern und wollten als erste den Kalender in ihren organisatorischen Besitz bringen. Meine Mutter hatte manchmal dieses Glück und konnte nun, frei nach ihrer Wahl, die Waschtage für das ganze Jahr eintragen. War dieser Sieg errungen, durfte man gelassen ins neue Jahr blicken.
Nun fängt so ein Waschtag nicht einfach so mal am Morgen an und endet am Abend. Nein, für ein Kind ist der Waschtag das ganze Jahr über allgegenwärtig. Das zeigt sich in folgender Weise.
“Wie siehst Du denn schon wieder aus? Ich habe doch gerade erst gewaschen!” “Mach Dich ja nicht dreckig. Das musst Du morgen noch ‘mal anziehen. Ich habe erst nächste Woche die Waschküche.” Ich hätte noch mehr solche Sprüche auf Lager, doch ich will niemanden langweilen.
Der große Tag nimmt seinen Anfang am Spätnachmittag des Vortags. Unsere Waschküche war ca. 20 qm groß und in der Mitte befand sich ein großer ummauerter Waschkessel. Unter dem Kessel befand sich eine Feuerstelle wie bei einem Küchenherd. Der Kessel wurde mit den Wäschestücken gefüllt, Wasser und Waschpulver dazugegeben und dann Papier, Holz und Kohle angezündet. Während des Kochvorgangs musste die Wäsche mit dem Wäschestampfer mehrmals bewegt werden. Hausstaubmilben oder Kopfläusen ging es gnadenlos an den Kragen. Dann kam die Arbeitskleidung an die Reihe. Eine Zinkwanne wurde mit Wasser gefüllt und tüchtig “Imi” eingerührt. Imi war für alles gut. Besonders erfolgreich konnte man den Fußboden damit scheuern, wobei man dann auf den Knien durch die Wohnung robbte und mit einer Wurzelbürste den Boden schrubbte. Da war nix mit Wischmopp am Teleskopstiel. Bevor ich total abschweife, Imi war für fast alles gut. In besagter Zinkwanne wurde dann die Arbeitskleidung über Nacht eingeweicht.
Am anderen Tag dann, sehr früh, ging meine Mutter dann in die Waschküche. Auf einen Holzbock wurde eine Holzwanne gestellt, in die dann, gut sortiert, das Waschgut kam. Zuerst natürlich die helle Wäsche. Auf einem Waschbrett, auch Rumpel genannt, wurde die Wäsche nun bearbeitet. Für zu entfernende Flecken lag noch Kernseife und Wurzelbürste bereit. Der Spülvorgang fand in einer Zinkbadewanne statt. Dort wurde mit dem Wasserschlauch immer frisches Wasser zugegeben; wenn die Seifenlauge ausgespült war, ging es ans auswringen. Das ging teilweise nur zu zweit. Später hatten wir dann eine Wäschewringe. Sie bestand aus zwei Walzen und mit einer Kurbel musste die Wäsche da durchgezwängt werden.
War die Wäsche dann optisch rein, so wurde sie zum Wäscheplatz transportiert und zum Trocknen aufgehängt. An Regentagen gab es dafür einen Trockenboden. Am Abend, nachdem die Waschküche gereinigt war, wurde die Wäsche abgenommen und nach Roll- (Mangel-) oder Bügelwäsche getrennt. Die Rolle (Mangel) war ein Höllengerät, welches mir immer tüchtig Angst machte. Doch das ist schon wieder ein anderer Tag.
Ja, so ein Waschtag war schon anstrengend. Das war wohl auch der Grund, warum die berufstätigen Frauen (in der DDR) einen bezahlten Haushaltstag im Monat erhalten hatten.

 

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