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Wie ich zu meinem Bruder kam

Ich war 6 Jahre alt und hatte von der Fortpflanzung des Menschen null Ahnung. Die dafür notwendige Aufklärung sollte erst in der 5.Klasse im Schulunterricht erfolgen. Bis dahin lag aber noch ein weiter und unwissender Weg vor mir. Meine Eltern hatten aber beschlossen, dass die Vergrößerung unserer Familie schon früher stattfinden sollte, und sie planten eine Überraschung. Da in meiner Kindheit über Sex absolutes Stillschweigen bewahrt wurde, sollte der Plan also gelingen.
Eines Tages im November des Jahres 1954 wurde mir ganz nebenbei mitgeteilt, dass ich ein paar Tage bei meiner Oma Anna verbringen würde. Die Tatsache als solches hat mir schon gefallen. Der kleine Wermutstropfen, ein schrecklich langer Schulweg, war für diese kurze Zeit zu verschmerzen. Also ab zur Oma, bei der es ja immer viel besser schmeckte als zu Hause.
Nach einigen Tagen stand mein Vater dann vor der Tür, um mich wieder abzuholen. Kein Ton der Erklärung. Zu Hause angekommen öffnete ich die Tür zum Wohnzimmer und ich begriff erst einmal gar nichts. Da saß meine Mutter im Sessel und hatte doch ein Kind im Arm. Das war vielleicht ein Toffel. Im ersten Moment dachte ich ja an Besuch, denn wo sollte sonst das Baby herkommen. Mir wurde dann erklärt, dass es sich um meinen Bruder handeln würde. Ich muss wohl sehr dusselig geguckt haben, und auf meine Frage nach woher usw. kam nur die Antwort “Krankenhaus”. Ja was sollte ich damit nun anfangen. Geht man einfach in ein Krankenhaus und kann sich dort ein Kind aussuchen? Warum kommt dann meine Mutter mit diesem Riesenbaby zurück, denn immerhin brachte mein Bruder 10 Pfund auf die Waage. Warum brachte sie nicht ein hübscheres Baby mit, als dieses schreiende und spuckende Etwas? Nein, was war ich unzufrieden! Mit dem konnte ich ja noch nicht einmal etwas anfangen.
Da meine Neugier aber in keiner Weise befriedigt wurde, denn ein Krankenhaus ist ja keine Babyfarm, waren meine Eltern ständig meinen bohrenden Fragen ausgesetzt. Zumindest haben sie dann zugegeben, dass mein Bruder einige Zeit im Bauch meiner Mutter aufgewachsen ist.
Es hat zwar nicht bis zur 5.Klasse gedauert, bis ich endlich herausgefunden hatte, dass die zwei Narben auf dem Bauch meiner Mutter nicht ihren Kindern zugeschrieben werden konnten.

 

 

 

 

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